Korrosion im Pool ist ein unerwünschtes Phänomen, das die Lebensdauer und Ästhetik von Schwimmbadanlagen erheblich beeinträchtigen kann. Entgegen der landläufigen Meinung, dass Edelstahl „rostfrei“ sei, kann auch dieser Werkstoff unter bestimmten Bedingungen Korrosion erleiden. Die Ursachen sind vielfältig und reichen von unsachgemäßer Wasserpflege bis hin zu äußeren Einflüssen. Insbesondere Salzwasserpools unterliegen einer erhöhten Korrosionsgefahr wegen des Salzes im Wasser und der stattfindenden Elektrolyse.
Was ist Korrosion im Pool?
Korrosion beschreibt die Reaktion eines Materials mit seiner Umgebung, die zu einer Beeinträchtigung seiner Funktion und Substanz führt. Im Poolbereich manifestiert sich dies meist als Verrosten von Metallteilen, aber auch andere Materialien wie Kunststoffe können betroffen sein. Besonders auffällig wird Korrosion an Edelstahlteilen wie Leitern, Schrauben, unsichtbar in der Filteranlage oder an Einbauteilen, wo sich braune oder rotbraune Verfärbungen zeigen können. Bei starker Korrosion kann die Stabilität von Poolleitern sogar beeinträchtigt werden.
Warum rostet Edelstahl im Pool?
Edelstahl ist nicht gleich „rostfrei“, sondern „rostbeständig“ in einem durch seine Legierung bestimmten Rahmen. Seine Rostbeständigkeit verdankt Edelstahl einer schützenden Passivschicht, die hauptsächlich aus Chrom und anderen Edelmetallen besteht. Diese Schicht kann jedoch unter bestimmten Bedingungen beschädigt oder zerstört werden, wodurch das darunterliegende Eisen reagiert und Rost bildet. Zudem sind unterschiedliche Edelstahlsorten (z. B. V2A und V4A) unterschiedlich korrosionsbeständig, weshalb die Materialwahl beim Pool entscheidend ist – mehr dazu weiter unten.
Hauptursachen für Korrosion
Die Hauptursachen für Korrosion im Pool liegen oft in der Wasserpflege, der Montage und Pflege der Edelstahlprodukte oder anderen äußeren Einflüssen.
Falsche Wasserwerte
- Niedriger pH-Wert: Ein zu niedriger pH-Wert (unter 7,0) macht das Poolwasser aggressiv. Dies kann Metallteile korrodieren lassen und die Schutzschicht des Edelstahls angreifen. Der ideale pH-Wert liegt zwischen 7,0 und 7,4, wobei 7,2 als optimal gilt.
- Hohe Chloridkonzentration: Chloride, die durch die Zugabe von Chlor als Desinfektionsmittel, durch menschliche Ausscheidungen wie Schweiß oder auch durch Salzsäure zur pH-Wert-Senkung entstehen, können in hohen Konzentrationen sehr aggressiv gegenüber Edelstahl sein. Für V2A-Edelstahl gelten maximal 210 mg/l und für V4A-Edelstahl maximal 500 mg/l Chlorid als Richtwerte. Das sind zwar sehr hohe Werte, die im normalen Betrieb nicht erreicht werden. Bei falscher Chlorzugabe (z. B. alles an der gleichen Stelle) können diese Konzentrationen aber lokal leicht überschritten werden. Besonders bei Salzelektrolyse-Anlagen, die Chlor aus Salzwasser erzeugen, ist eine ständige Kontrolle des pH-Wertes und der Chloridkonzentration nötig, da Salzwasser das Material angreifen und Rost fördern kann.
- Mangelnde Alkalinität/Karbonathärte: Die Karbonathärte (Alkalinität bzw. TA-Wert) ist wichtig für die Stabilität des pH-Wertes. Eine zu geringe Karbonathärte führt zu starken pH-Wert-Schwankungen und kann das Wasser sauer machen, was wiederum Korrosion begünstigt.
- Überdosierung von Poolchemikalien: Eine kurzfristig erhöhte Konzentration von Chlorid-Ionen durch unsachgemäße Zugabe von pH-Minus-Granulat direkt auf Metallteile kann Korrosion verursachen.
- Eisenhaltiges Brunnenwasser: Füllst du deinen Pool mit eisenhaltigem Brunnenwasser, können sich Rostflecken bilden, da die Eisenpartikel mit Chlor reagieren und sich auf dem Edelstahl ablagern.
Materialbedingte und mechanische Ursachen
- Fremdrost: Kleinste Partikel unedlerer Metalle, die beispielsweise durch die Verwendung von nicht-Edelstahl-Werkzeugen bei der Montage oder durch Schleifen in Poolnähe auf Edelstahloberflächen gelangen, können Rostbildung auslösen.
- Spaltkorrosion: An konstruktionsbedingten Spalten, wie Schraubverbindungen oder zwischen zwei fest verbundenen Bauteilen, kann es zu Sauerstoffmangel kommen. Dies verhindert die Regeneration der schützenden Passivschicht und führt zu Korrosion.
- Flugrost: Rostpartikel in der Luft, die sich auf Edelstahl absetzen und in Verbindung mit Feuchtigkeit und aggressiven Bestandteilen (z.B. Chlorid-Ionen) Rostflecken bilden.
- Beschädigungen: Kratzer oder aggressive Reinigungsmittel können die schützende Passivschicht von Edelstahlteilen beschädigen und somit Korrosion begünstigen.
- Ungeeignete Materialwahl: Nicht alle Edelstahlsorten sind gleichermaßen für den Einsatz im Schwimmbad geeignet. V4A (Werkstoffnummer 1.4401, 1.4404, 1.4571) bietet eine höhere Korrosionsbeständigkeit als V2A (1.4301, 1.4307, 1.4541) und wird besonders bei höheren Chloridkonzentrationen empfohlen, wie sie beispielsweise bei Salzelektrolyse-Anlagen auftreten können.
Ungenügende Reinigung und Pflege
- Ablagerungen: Schmutz, Kalkablagerungen sowie Metall- oder Chlorid-Ionen können sich auf Edelstahlbauteilen ablagern, die nicht regelmäßig vom Poolwasser umspült werden (z.B. Überlaufrinnen, Schwallbrausen, Leitern oberhalb der Wasserlinie). Diese Ablagerungen können die schützende Passivschicht unter Sauerstoffmangel zerstören und zu Lochfraß führen.
- Mangelnde Frischwasserzufuhr: Eine unzureichende Filterrückspülung und damit eine zu geringe Frischwasserzufuhr führen zu einer Aufkonzentrierung von Abbauprodukten der Schwimmbadchemikalien im Beckenwasser, was Korrosion an Edelstahlteilen begünstigt.
Vorbeugung und Maßnahmen gegen Korrosion
Die gute Nachricht ist, dass Korrosion im Pool meist vermeidbar ist, wenn du einige wichtige Punkte beachtest:
Optimale Wasserpflege
- pH-Wert regelmäßig kontrollieren und einstellen: Halte den pH-Wert stets im empfohlenen Bereich von 7,0 bis 7,4. Ein stabiler pH-Wert ist die Grundlage für klares, sauberes Wasser und schützt vor Korrosion. Verwende zum Senken des pH-Wertes keine Salzsäure, sondern spezielle pH-Minus-Produkte aus dem Fachhandel. Der Poolrechner hilft bei der optimalen Dosierung des Stellmittels.
- Chloridkonzentration überwachen: Achte darauf, dass die Chloridkonzentration die empfohlenen Grenzwerte für deine Edelstahlsorte nicht überschreitet. Bei Salzelektrolyse-Anlagen ist dies besonders wichtig.
- Alkalinität im Blick behalten: Eine ausreichende Karbonathärte (Alkalinität) stabilisiert den pH-Wert und beugt Korrosion vor.
- Chemikalien richtig dosieren: Gib Chlorprodukte oder pH-Regulatoren immer bei laufender Umwälzung und niemals direkt auf Metallteile.
- Regelmäßiger Frischwasseranteil: Durch regelmäßiges und ausgiebiges Rückspülen der Filteranlage sorgst du für einen notwendigen Frischwasseranteil und verhinderst die Anreicherung von Schadstoffen. Das gesamte Wasservolumen sollte mindestens alle zwei Jahre komplett erneuert werden.
- Brunnenwasseranalyse: Wenn du Brunnenwasser verwenden möchtest, lasse es vorher auf seinen Metallgehalt prüfen, um spätere Korrosionsprobleme zu vermeiden.
Materialwahl und mechanische Schutzmaßnahmen
- Geeignete Edelstahlmaterialien: Verwende im Poolbereich nach Möglichkeit V4A-Edelstahl (Werkstoffnummer 1.4401 oder 1.4571), da dieser eine höhere Korrosionsbeständigkeit aufweist, insbesondere bei Salzwasserpools.
- Opferanoden bei Salzwasserpools: Bei Pools mit Salzelektrolyse kann der Einsatz einer Opferanode aus einem unedleren Metall dazu beitragen, dass diese anstelle der Edelstahlteile korrodiert und somit deine Poolleiter und andere Metallteile schützt. Opferanoden sollten regelmäßig gereinigt werden.
- Rostfreies Werkzeug: Verwende bei der Montage von Edelstahlteilen ausschließlich Werkzeuge aus Edelstahl, um Fremdrost durch Abrieb von unedleren Metallen zu verhindern.
- Schutz von Stahlwänden: Beim Bau eines Pools mit Stahlmantel solltest du darauf achten, die Schutzschicht nicht zu zerkratzen und Ausschnitte für Einbauteile beispielsweise mit Zinkspray vor Korrosion zu schützen.
- Feuerverzinkte Bauteile: Für atmosphärisch belastete Bauteile in Hallenbädern kann feuerverzinkter Stahl eine langlebige und wirtschaftliche Alternative zu Edelstahl sein, da er eine gleichmäßige Flächenkorrosion aufweist, die nur sehr langsam voranschreitet.
Regelmäßige Reinigung und Wartung
- Regelmäßige Reinigung der Edelstahlkomponenten: Bauteile aus Edelstahl, die nicht ständig vom Schwimmbadwasser umspült werden, müssen regelmäßig gereinigt werden, um Ablagerungen von Schmutz, Kalk und Chlorid-Ionen zu entfernen. Bei der Reinigung von Edelstahl solltest du nur geeignete Produkte verwenden und die Flächen anschließend mit klarem Wasser abspülen und neutralisieren.
- Lüftung bei Poolüberdachungen: Eine gute Belüftung der Poolüberdachung ist entscheidend, um hohe Luftfeuchtigkeit und eine aggressive Atmosphäre zu vermeiden, die Korrosion an Metallteilen fördern kann.
Mögliche Fehlerquellen
- Fehlerhafte pH-Messung: Billige oder unkalibrierte elektronische Messgeräte können falsche pH-Werte anzeigen, was zu einer inkorrekten Wasserpflege und somit zu Korrosion führen kann. Verlasse dich im Zweifel auf Teststreifen, Tablettentester oder lass dein Wasser beim Fachhändler testen.
- Unsachgemäße Produktlagerung: pH-Minus-Granulat, das bei abgeschalteter Umwälzung auf Metallteile absinkt und sich dort konzentriert, kann Korrosion verursachen.
- Ignoranz gegenüber ersten Anzeichen: Braune Verfärbungen oder kleine Rostflecken sind erste Warnsignale. Werden diese ignoriert, kann es zu schwerwiegenderen Schäden wie Lochfraß kommen.
- Falscher Glaube an „rostfreien“ Edelstahl: Die Annahme, dass Edelstahl unter keinen Umständen rosten kann, führt oft zu Vernachlässigung der notwendigen Pflege und Vorsichtsmaßnahmen.
Durch konsequente Beachtung dieser Hinweise schützt du deine Poolanlage wirksam vor Korrosion und sorgst für langanhaltende Freude am Schwimmbad.


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