Flockungsmittel sind wirksame Helfer in der Poolpflege, wenn es darum geht, das Wasser nicht nur sauber, sondern kristallklar zu halten. Selbst die beste Filteranlage kann in manchen Fällen die feinsten Schwebstoffe im Wasser – sogenannte kolloidale Partikel – nicht vollständig entfernen. Hier kommen Flockungsmittel ins Spiel: Sie binden diese mikroskopisch kleinen Verunreinigungen und machen sie für den Filter greifbar.
Wie Flockungsmittel funktionieren
Der Prozess der Flockung, auch Koagulation genannt, basiert auf einer chemischen Reaktion. Im Poolwasser schweben unzählige winzige Partikel, die aufgrund ihrer geringen Größe und oft auch aufgrund elektrostatischer Abstoßungskräfte nicht von einem herkömmlichen Sandfilter erfasst werden können. Dazu gehören beispielsweise abgestorbene Algen, Kalkrückstände, Öle, Staub, Fette, organische Materialien, Pollen, Ruß und Metall-Ionen wie Eisen, Mangan und Kupfer.
Flockungsmittel enthalten in der Regel Metallsalze (wie Aluminium- oder Eisensalze, z.B. Aluminiumhydroxichlorid), die diese feinen Schwebstoffe umschließen und ihre Oberflächenladungen neutralisieren. Dadurch verlieren die Partikel ihre abstoßende Wirkung und lagern sich zu größeren Gebilden, den sogenannten „Flocken“ oder „Klumpen“, zusammen. Diese Flocken sind nun groß genug, um im Filtermedium zurückgehalten zu werden. Ein Teil der Flocken kann sich auch am Boden des Pools absetzen, insbesondere wenn die Wasserzirkulation unterbrochen wird.
Bei der nächsten Rückspülung der Filteranlage werden diese gesammelten Flocken mitsamt den gebundenen Verunreinigungen dauerhaft aus dem Wasserkreislauf entfernt, was zu einer deutlichen Verbesserung der Wasserqualität und -klarheit führt.
Arten von Flockungsmitteln
Flockungsmittel sind in verschiedenen Darreichungsformen erhältlich, die sich für unterschiedliche Anwendungen und Filtertypen eignen:
Flockkartuschen und Flockkissen
Dies sind die am häufigsten verwendeten Flockungsmittel für Sand- und Glasfilteranlagen. Sie bestehen aus langsam löslichem Material, das in einem Gewebebeutel oder als feste Tablette in einer Kartusche verpackt ist. Die Kartuschen werden einfach in den Skimmer des Pools oder bei Überlaufrinnen in den Schwallwasserbehälter gelegt. Dort geben sie kontinuierlich über mehrere Tage oder Wochen (oft 1-2 Wochen pro Kartusche) Flockungsmittel an das Wasser ab und sorgen so für eine Langzeitwirkung.
Moderne Flockkartuschen, wie beispielsweise „Bayrol Superflock Plus“, können zudem aktiv Phosphate und Metall-Ionen wie Eisen, Mangan und Kupfer aus dem Wasser entfernen, was der Algenbildung vorbeugt und Verfärbungen verhindert.
Flüssige Flockungsmittel
Flüssige Flockungsmittel eignen sich gut für akute Trübungen, da sie schnell wirken und präzise dosiert werden können. Sie sind ideal für die manuelle Zugabe (oft verdünnt im Skimmer oder direkt ins Beckenwasser) oder für automatische Dosieranlagen, die eine konstante Zufuhr gewährleisten. Einige spezielle flüssige Flockungsmittel, wie zum Beispiel „Bayrol Superklar“, sind auch für Kartuschenfilter geeignet, da sie die feinen Poren nicht verkleben.
Granulat oder Pulver
Diese Form ist weniger verbreitet und wird oft bei spezifischen Problemen oder zur sofortigen Wirkung eingesetzt. Granulat muss in der Regel vor der Zugabe in einem Eimer Wasser aufgelöst werden (oft im Verhältnis 10:1), bevor es gleichmäßig ins Poolwasser gegeben wird.
Multitabletten
Manche Multifunktionstabletten für die Poolpflege enthalten zusätzlich auch Flockungsmittel als Bestandteil.
Anwendung und Dosierung
Für eine effektive Flockung ist die korrekte Anwendung entscheidend:
Vorbereitung ist der Schlüssel
- pH-Wert einstellen: Der wichtigste Schritt vor der Zugabe von Flockungsmitteln ist die Überprüfung und Einstellung des pH-Wertes. Er sollte idealerweise im Bereich von 7,0 bis 7,4 liegen, da Flockungsmittel nur in diesem Bereich optimal wirken. Ein falscher pH-Wert, insbesondere ein zu hoher, kann die Wirksamkeit stark beeinträchtigen oder sogar zu Schaumbildung und erneuter Trübung führen.
- Filter rückspülen: Führe vor der Flockung eine gründliche Rückspülung des Sand- oder Glasfilters durch. Dies schafft optimale Bedingungen für die Aufnahme der Flocken.
- Stoßbehandlung bei Bedarf: Bei starker Trübung, hoher organischer Belastung oder nach einer Algenbekämpfung mit einer Stoßchlorung ist es ratsam, diese vor der Flockung durchzuführen. Abgestorbene Algen und andere organische Rückstände können die Flockung zusätzlich belasten.
Dosierung und Zugabe
Halte dich immer an die Herstellerangaben auf dem Produkt, da die Dosierung je nach Produkt und Poolgröße variieren kann.
- Flockkartuschen: Lege eine oder je nach Poolvolumen zwei Kartuschen wöchentlich nach dem Rückspülen in den Skimmerkorb. Bei Überlaufrinnen kommt die Kartusche in ein Netz in den Schwallwasserbehälter.
- Flüssige Flockungsmittel: Die Dosierung liegt oft bei etwa 150 bis 200 Milliliter pro 10 m³ Wasser. Gib die empfohlene Menge, oft verdünnt, in den Skimmerkorb oder verteile sie direkt ins Beckenwasser bei laufender Filteranlage. Bei automatischen Dosieranlagen wird das Flockungsmittel kontinuierlich zugeführt.
- Granulat: Löse das Granulat gemäß Herstellerangaben in Wasser auf und verteile es anschließend im Pool.
Vorgehen bei trübem Wasser
Wenn das Wasser milchig oder trüb ist, gehe wie folgt vor:
- Überprüfe und korrigiere den pH-Wert auf 7,0-7,4.
- Führe gegebenenfalls eine Stoßchlorung durch.
- Gib das passende Flockungsmittel gemäß Dosieranleitung zu.
- Lasse die Filteranlage für einige Stunden (z. B. 3-5 Stunden bei flüssigen Mitteln oder 24 Stunden bei Kartuschen) laufen, um die Flockenbildung zu fördern.
- Schalte die Filterpumpe für etwa 10-12 Stunden ab, damit sich die gebildeten Flocken am Boden absetzen können.
- Sauge die abgesetzten Flocken vorsichtig mit einem Bodensauger ab. Stelle dabei das Filterventil auf „Entleeren“ oder „Abwasser“, damit die Schmutzpartikel nicht wieder in den Filter gelangen.
- Führe eine gründliche Rückspülung des Filters durch.
Nach der Zugabe von flüssigen Flockungsmitteln kann ein Badeverbot von 24 bis 48 Stunden notwendig sein. Prüfe hierzu immer die Produktinformationen.
Vorteile
Der Einsatz von Flockungsmitteln bietet zahlreiche Vorteile für die Poolwasserpflege:
- Kristallklares Wasser: Sie entfernen selbst feinste Schwebstoffe, die der Filter alleine nicht erfassen kann, und sorgen so für eine unvergleichliche Wasserklarheit.
- Verbesserte Filtration: Flockungsmittel „schärfen“ das Filtermedium an, wodurch die Filtrationswirkung erheblich verbessert wird.
- Reduzierung von Algenwachstum: Durch die Entfernung von Phosphaten (Algennahrung) und anderen organischen Partikeln beugt die Flockung Algenwachstum vor.
- Weniger Desinfektionsmittel: Eine geringere organische Belastung im Wasser kann den Bedarf an Desinfektionsmitteln wie Chlor reduzieren.
- Vorbeugung von Verfärbungen: Das Entfernen von Metall-Ionen verhindert unschöne Wasserverfärbungen oder Ablagerungen.
- Schon bei klarem Wasser anwenden: Die präventive Nutzung von Flockungsmitteln, auch bei bereits klarem Wasser, kann die Reinigungsleistung maximieren und Trübungen vorbeugen. Vor allem bei solchen Pools, bei denen es in der Vergangenheit wiederholt Probleme mit trübem Wasser gab.
Nachteile und mögliche Fehlerquellen
Obwohl Flockungsmittel sehr effektiv sind, können bei falscher Anwendung Nachteile oder Probleme auftreten:
- Nicht für alle Filtersysteme geeignet: Die meisten Flockungsmittel sind speziell für Sand- und Glasfilteranlagen konzipiert. Für Kartuschenfilter, Filterballs oder ähnliche Filtermedien können sie zur Verklebung und damit zur Zerstörung der Filterstruktur führen, da deren Poren zu fein sind. Hierfür gibt es jedoch spezielle Produkte (z. B. flüssige Trübungsentferner).
- Überdosierung: Eine zu hohe Dosierung von Flockungsmittel kann paradoxerweise das Wasser erneut trüben, zu einer schmierigen Schicht auf der Wasseroberfläche führen und die Wirksamkeit reduzieren. Es kann auch den Bedarf an anderen Poolchemikalien erhöhen.
- Falscher pH-Wert: Ein nicht korrekt eingestellter pH-Wert (außerhalb von 7,0-7,4) kann die Flockung unwirksam machen oder negative Reaktionen hervorrufen.
- Erhöhter Filterdruck: Die erhöhte Partikellast im Filter kann zu einem Anstieg des Filterdrucks führen. Eine regelmäßige Überwachung des Manometers und häufigeres Rückspülen sind dann erforderlich.
- Ablagerungen am Beckenrand: Bei unsachgemäßer Anwendung oder Überdosierung können sich schlierenartige Rückstände am Beckenrand bilden.
- Badeverbot: Bei einigen flüssigen Flockungsmitteln kann ein temporäres Badeverbot von 24 bis 48 Stunden nach der Zugabe erforderlich sein (Anweisungen auf der Verpackung beachten).
- Kein Ersatz für Grundpflege: Flockungsmittel sind eine Ergänzung, aber kein Ersatz für die regelmäßige Reinigung, Desinfektion und pH-Wert-Einstellung des Poolwassers.


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