Was bewirkt Cyanursäure im Pool und wie wird sie richtig dosiert? Hier erfahren Sie alles über den nützlichen Chlor-Stabilisator.

Welche Bedeutung hat Cyanursäure im Pool und wie wird sie richtig eingestellt?

Cyanursäure, auch bekannt als Stabilisator oder UV-Schutzmittel, ist wohl die am meisten vernachlässigte Substanz in der Poolwasserpflege. Pool-Neulingen ist Cyanursäure meist gänzlich unbekannt.

Wie wichtig sie in Wahrheit ist, finden sie erst nach einer mühseligen Saison voller unerklärlicher Wasserprobleme heraus.

Weil sie so wichtig ist, erfährst du hier alles Notwendige über Cyanursäure im Pool und wie du sie richtig einstellst.

Die Rolle von Cyanursäure im Poolwasser

Die meisten üblichen Chlorprodukte in Form von Tabs oder in Pulverform enthalten Cyanursäure als Stabilisator (Trichlorisocyanursäure, organisches Chlor). Sie schützt das Chlor vor den schädlichen UV-Strahlen der Sonne und verlängert die Desinfektionswirkung des Chlors.

Wenn auf der Verpackung Hinweise wie stabilisiertes Chlor, Depotwirkung oder Langzeitwirkung zu lesen sind, handelt es sich um stabilisiertes Chlor. Die Cyanursäure geht eine Verbindung mit einem Teil des Chlors ein und verhindert so den Abbau des Chlors durch UV-Strahlung.

Chemisch gesehen liegt dabei ein Hydrolysegleichgewicht vor. Das heißt: Bei gegebenem Cyanursäuregehalt im Poolwasser ist immer der gleiche Prozentsatz des vorhandenen freien Chlors an Cyanursäure im Pool gebunden. Man spricht von „inaktivem Chlor“.

Im selben Verhältnis steht weniger freies Chlors unmittelbar zur Desinfektion zur Verfügung (aktives Chlor).

Konkret:

  • 10 ppm Cyanursäure = über 60 % aktives Chlor, 40 % inaktives Chlor
  • 15 ppm Cyanursäure = 50 % aktives Chlor
  • 30 ppm Cyanursäure = 40 % aktives Chlor
  • 40 ppm Cyanursäure = 36 % aktives Chlor
  • 60 ppm Cyanursäure = 33 % aktives Chlor
  • 90 ppm Cyanursäure = 30 % aktives Chlor

Noch höherere Cyanursäurewerte binden nur unwesentlich mehr Chlor.

Vermeide Werte über 100 ppm, weil zu viel Cyanursäure die Haut reizen könnte. Zudem muss bei hohen Cyanursäurewerten übermäßig viel Chlor dosiert werden, um eine angemessene Desinfektion zu erreichen.

Ohne Cyanursäure im Pool als Puffer ginge es zwar auch. Dann würde aber das Chlor schnell durch das Sonnenlicht abgebaut werden und man müsste im Sommer mehrmals täglich nachchloren, um ein ausreichendes Desinfektionsniveau zu erhalten. Die Folge: Der Chlorverbrauch wäre enorm hoch.

Die genaue Auswirkung unterschiedlicher Cyanursäurewerte auf das desinfizierende aktive Chlor kannst du leicht mit dem Poolrechner ermitteln.

Cyanursäure im Pool richtig einstellen

Es ist daher wichtig, den Cyanursäuregehalt im Poolwasser innerhalb eines optimalen Bereichs einzustellen.

Ein zu niedriger Cyanursäuregehalt führt zu einem schnellen Abbau des Chlors. Dagegen kann ein zu hoher Gehalt die Desinfektionswirkung des Chlors beeinträchtigen und die Haut und die Schleimhäute reizen.

Für die meisten Poolbesitzer mit manueller Chlordosierung ist folgender Cyanursäuregehalt praktikabel: Zwischen 20 und 50 ppm (Teile pro Million).

Überprüfung des Cyanursäuregehalts

Um den Cyanursäuregehalt im Poolwasser zu überprüfen, kannst du Teststreifen benutzen. Nicht umsonst werden sie aber gern „Schätzstreifen“ genannt – sie sind sehr ungenau und lassen sich schlecht ablesen.

Deutlich genauer und viel besser zu handhaben ist ein elektronischer Tester wie der Poollab Wassertester*.

Damit kannst du alle wichtigen Wasserwerte einschließlich pH-Wert und Chlor messen – hier gibt es mehr Informationen.

Poollab Poolwassertester
Poollab 2.0 Poolwassertester

✅ Chlor
✅ pH-Wert
✅ Cyanursäure
✅ TA-Wert (Alkalinität)

Anpassung des Cyanursäuregehalts

Wenn der Cyanursäuregehalt zu niedrig ist, erhöhe ihn durch Zugabe von organischen Chlorprodukten auf Basis von Trichlorisocyanursäure.

Diese Produkte wie zum Beispiel die beliebten Mulit-Tabs findest du in Schwimmbadzubehörgeschäften, in Baumärkten oder im Internet*. Befolge die Dosierungsanweisungen des Herstellers und verwende den Poolrechner für die optimale Dosierung.

Sollte der Cyanursäuregehalt bereits im optimalen Bereich liegen, empfiehlt es sich, auf ein Chlorprodukt ohne Cyanursäure umzusteigen (so genanntes anorganisches Chlor auf Basis von Calciumhypochlorit).

Denn der Cyanursäurepuffer bleibt im Wasser bestehen, solange man das Wasser nicht wechselt. Sobald der Cyanursäuregehalt wieder gesunken ist, z. B. unter 20 ppm, kann dann wieder eine Zeit lang organisch gechlort werden.

Übermäßige Cyanursäure im Pool entfernen

Falls zu lange ohne ausreichend Frischwasserzufuhr organisch gechlort wurde und sich zu viel Cyanursäure im Poolwasser angereichert hat (z. B. deutlich über 50 oder sogar 100 ppm), muss der Cyanursäurewert durch einen (Teil-)Wasserwechsel gesenkt werden.

Um beispielsweise 80 ppm Cyanursäure auf 40 ppm zu senken, lässt man 50 % des Wassers ab und ersetzt es durch Frischwasser.

Regelmäßige Überprüfung und Wartung

Es ist daher wichtig, den Cyanursäuregehalt zusammen mit den anderen Wasserwerten regelmäßig zu überprüfen, da er im Laufe der Zeit ansteigen oder abnehmen wird. Starkregen oder häufiges Wasser-Nachfüllen können den Cyanursäuregehalt verringern.

Jetzt kennst du die Bedeutung der Cyanursäure im Pool. Das bedeutet, von jetzt an gibt es keine Ausreden mehr für trübes Wasser 🙂 Denke daran, den Cyanursäuregehalt regelmäßig mit zu messen und richtig einzustellen. Dadurch bleibt die Wasserdesinfektion wirksam und das Chlor kann sparsam dosiert werden. Schwimmbadgeruch adé.

Sei ehrlich: Wie viele Pool-Saisons hat es gedauert, bis du das mit der Cyanursäure gelernt hast? Ich freue mich auf deinen Kommentar!


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Kommentare

3 Antworten zu „Welche Bedeutung hat Cyanursäure im Pool und wie wird sie richtig eingestellt?“

  1. Avatar von Carina Neumann
    Carina Neumann

    Danke zunächst für die plausiblen Infos! Gelten die Normwerte vom super hilfreichen Rechner auch für einen nur 870 Liter Whirlpool? Ich bin seit einem Monat mit gefühlt nichts Anderem beschäftigt, als den meines Erachtens vom Poollieferanten zu hoch angesetzen Wert Chlor von max 3,0 runterzubringen. Nach 2 Wochen hab ich Alarm geschlagen, dass der Chlorwert konstant auf 3 plus ist. Als Neuling wurde mir dann auch noch mehrmalige Stoßchlorung empfohlen. Jetzt nach vier Wochen, zwei Wasserwechsel noch schnell vor der Wintersaison, und auf Ihre RechnerInfo stossend, habe ich anorganisches Chlor besorgt. Vorweg hat mir der Poolverkäufer auch noch aktivsauerstoff empfohlen, um die CYA zu reduzieren. Habr ich auch bereits eingesetzt. Meine Plastikteile sind verständlicherweise schon ausgeblichen u sind reklamiert. Sämtlich genannte Normwerte seitens des Lieferanten weichen von den wohl Üblichen ab. Ihre Meinung ist mir sehr wichtig. Von daher: Welchen Wert können Sie mir für den kleinen Whirlpool bitte empfehlen für DPD 1, 3, 4 und CYA, ggf TA? Messen tu ich digital mit poollab 2.0. Meine letzten Werte: TA 66 / ph 7,58 / DPD 4 bei 13,68 / DPD 1 bei 2,52 / DPD 3 bei OR / Aktives 0,47 / CYA 32
    Vielen Dank bereits für Ihre Rückmeldung!

  2. Avatar von Karl Simon
    Karl Simon

    Die Ansichten über den optimalen CyA Wert gehen anscheinend auseinander. Manche meinen, bis 20 sei ok und über 30 sei zu viel und müsse korrigiert werden. Andere finden 20 bis 50 ok bzw 30 bis 50 sei optimal. Ich fahre gut bei 40. Ich benutze organische Tabs bis ich etwa 40 erreiche und mache dann mit anorganischem Chlor weiter. Durch Verdünnen beim Backflush und Ablassen der Hälfte des Wassers zum Überwintern, starte ich dann wieder mit niedrigem CyA. Gelegentliches Messen ist gut, wenn man seinen Korridor einhalten will.
    Mein Pool 50 m^3 hat volle Sonne. Auch das ist natürlich ein Faktor. Bei Schtten oder indoor braucht man wohl weniger Stabilisator.

    1. Avatar von Poolrechner
      Poolrechner

      Hallo Karl,

      stimmt, dazu gibt es viele Ansichten. Fakt ist, einen „richtigen“ Cyanursäruewert gibt es nicht, so ist es auch oben beschrieben. Stattdessen ist es besser, einen für die individuelle Situation sinnvollen Wert (oder Bereich) zu finden. Das hängt von vielen Faktoren ab wie dem verwendeten Chlorprodukt, den gewünschten oder pratikablen Intervallen für die Wasserpflege, der Poolgröße (und damit dem Prozentsatz des regelmäßig erneuerten Wassers), der Belastung z. B. durch Sonne und Badegäste und einigen mehr.

      Bei regelmäßigem und präzisem Monitoring der Wasserwerte (z. B. mit Poollab) wird man oftmals versuchen, einen niedrigeren Wert anzustreben und damit die benötigte Menge an Chemikalien zu reduzieren. Schließlich wird bei jedem Rückspülvorgang auch unverbrauchtes Chlorprodukt mit ausgespült – umso mehr, je mehr Cyanursäure im Wasser ist. Auch die nötigen Mengen für eine Schockchlorung werden sehr groß, wenn viel Cyanursäure im Wasser ist.

      Umgekehrt ist es bei kleineren Pools, in denen oft gebadet wird oder die sogar den ganzen Tag der UV-Strahlung ausgesetzt sind, oftmals sinnvoll, einen höheren Cyanursäurewert und damit einen größeren Chlor-Puffer anzustreben, damit die Wasserhygiene nicht ungewollt kippt. Bei reinen Sommer-Pools, die zum Saisonende komplett entleert werden, kann man meist sogar rein organisch chloren mit einem tendenziell hohen Cyanursäurewert. Der Wert steigt dann über die Saison langsam an, bleibt aber (vor allem bei kleineren Pools mit viel Wasserwechsel, prozentual gesehen) im Rahmen.

      Am besten ist daher: regelmäßig messen, lernen, die Wasserwerte richtig zu interpretieren und richtig einzustellen.

      Viele Grüße

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