Das Redox-Potenzial, oft auch als Redox-Wert oder ORP (Oxidation Reduction Potential) bezeichnet, ist der entscheidende Parameter für die Qualität und Sicherheit des Poolwassers. Es gibt Auskunft über die Reinigungs- und Desinfektionsfähigkeit des Wassers und zeigt an, wie effektiv oxidierende Desinfektionsmittel wie Chlor oder Brom organische Verunreinigungen und Mikroorganismen abbauen können.
Was ist das Redox-Potenzial?
Das Redox-Potenzial ist eine elektrische Spannung, die in Millivolt (mV) gemessen wird. Es spiegelt das chemische Gleichgewicht zwischen oxidierenden und reduzierenden Substanzen im Wasser wider. Oxidierende Stoffe, wie Desinfektionsmittel, erhöhen den Redox-Wert, während reduzierende Stoffe, wie organische Verunreinigungen (z.B. Hautschuppen, Schweiß, Mikroorganismen), ihn senken. Ein höherer Redox-Wert deutet somit auf einen Überschuss an oxidierenden Stoffen hin und signalisiert eine effektive Desinfektion und schnelle Keimtötungsgeschwindigkeit.
Es ist wichtig zu verstehen, dass das Redox-Potenzial keine direkte Aussage über die exakte Menge eines Desinfektionsmittels (z.B. Chlor in mg/L) macht, sondern vielmehr einen bedarfsgerechten Anhaltspunkt gibt, ob im Verhältnis zu den vorhandenen Verunreinigungen genügend aktiv wirksames Desinfektionsmittel vorhanden ist.
Es ist sozusagen eine alternative Methode, um festzustellen, ob genügend wirksames Desinfektionsmittel (z. B. Aktives Chlor) im Wasser vorhanden ist, insbesondere in Verbindung mit automatischen Dosieranlagen. Praktikabler ist meist jedoch die indirekte Ermittlung des aktiven Chlors mittels Berechnung aus anderen Wasserwerten – verwende hierfür den Poolrechner:
Bedeutung für die Poolwasserpflege
Für die Poolwasserpflege ist ein angemessenes Redox-Potenzial nötig, um die Wasserqualität zu sichern und die Gesundheit der Badegäste zu schützen. Es ist ein wichtiger Indikator für die Wirksamkeit der Desinfektion und hilft dabei, das Wasser frei von schädlichen Keimen zu halten.
Optimaler Redox-Wert
Für private Schwimmbäder wird ein Redox-Potenzial zwischen 650 mV und 750 mV empfohlen. Für öffentliche Schwimmbäder schreibt die DIN-Norm sogar einen Mindestwert von 750 mV vor, um eine ausreichend schnelle Keimtötung zu gewährleisten. Einige Quellen empfehlen sogar, tendenziell einen etwas höheren Wert im Bereich von 770 mV bis 780 mV anzustreben, um ein Absinken bei hoher Belastung zu vermeiden.
Ein zu niedriger Redox-Wert (unter 600 mV) deutet auf eine unzureichende Desinfektionswirkung hin und kann bedeuten, dass das Wasser verunreinigt ist und ein Nährboden für Bakterien und Viren sein könnte. Ein zu hoher Wert hingegen bedeutet, dass das Wasser sehr rein ist und eine hohe Reinigungsleistung besitzt. Um einen zu hohen Wert zu senken, müsste der Chlorgehalt reduziert werden, zum Beispiel durch Abwarten oder Aussetzen des Wassers an Sonnenlicht.
Messung und Einstellung des Redox-Potenzials
Das Redox-Potenzial wird mit speziellen Redox-Elektroden gemessen, die die Spannung in Millivolt (mV) erfassen. Diese Elektroden sind oft in automatischen Mess- und Regelanlagen integriert.
Praktische Anwendung
Bei der automatischen Wasserpflege ermöglichen Dosieranlagen durch die Messung des Redox-Potenzials eine schnelle Anpassung der Desinfektionsmittelzugabe an Veränderungen der Wasserqualität. Wenn der Redox-Wert zu niedrig ist, sollte Desinfektionsmittel wie Chlor hinzugefügt werden, bis der gewünschte Wert erreicht ist.
Da der korrekte Redox-Sollwert von Becken zu Becken variieren kann, ist es ratsam, diesen individuell zu bestimmen. Eine bewährte Methode ist, das Wasser zunächst manuell auf die gewünschten Chlor- und pH-Werte einzustellen und dann den angezeigten Redox-Wert als Sollwert für die automatische Regelung zu übernehmen. Regelmäßige Kontrollen, etwa einmal im Monat, mit einem Pooltester sind dennoch empfehlenswert, um die Einstellungen zu überprüfen.
Vor- und Nachteile der Redox-Messung
Vorteile
- Indikator für Desinfektionswirkung: Das Redox-Potenzial ist ein zuverlässiger Indikator für die Keimtötungsgeschwindigkeit und die allgemeine Desinfektionsleistung des Wassers.
- Automatisierung: Es ermöglicht die bedarfsgerechte und automatische Steuerung der Desinfektionsmittelzugabe, wodurch ein konstanter Hygienestatus aufrechterhalten werden kann.
- Früherkennung: Ein sinkendes Redox-Potenzial kann frühzeitig auf erhöhten Schmutzeintrag oder Verunreinigungen hinweisen, bevor sich dies in anderen Parametern bemerkbar macht.
Nachteile
- Indirekte Messung: Das Redox-Potenzial gibt keine direkte Auskunft über die absolute Konzentration des Desinfektionsmittels (z.B. Chlor in mg/L). Für öffentliche Schwimmbäder ist daher zusätzlich die Messung des freien Chlors vorgeschrieben.
- Abhängigkeit von anderen Parametern: Der Wert wird stark von anderen Wasserparametern wie dem pH-Wert, der Wassertemperatur und der Alkalinität beeinflusst.
- Wartungsaufwand der Sonden: Redox-Elektroden müssen regelmäßig gereinigt und kalibriert werden, um präzise Messergebnisse zu liefern.
Mögliche Fehlerquellen bei der Redox-Messung
Die Messung des Redox-Potenzials kann durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden, was zu ungenauen oder irreführenden Ergebnissen führen kann:
- pH-Wert: Der pH-Wert ist entscheidend für die Wirksamkeit des Desinfektionsmittels und beeinflusst direkt das Redox-Potenzial. Ein falscher pH-Wert (ideal 7,0-7,4) kann die Messung verfälschen. Es ist daher ratsam, Redox-Messungen immer in Kombination mit einer pH-Regulierung durchzuführen.
- Alkalinität (TA-Wert): Die Gesamtalkalinität sollte zwischen 80 und 120 ppm liegen, da sie die Stabilität des pH-Wertes und somit die Redox-Messung beeinflusst.
- Wassertemperatur: Höhere Wassertemperaturen können die Desinfektionsqualität mindern und somit die Redox-Messung beeinflussen.
- Cyanursäure: Bei gechlorten Pools kann Cyanursäure, die als Chlorstabilisator dient, die Redox-Messung beeinflussen. Der Stabilisatorgehalt sollte zwischen 20 und 40 ppm liegen.
- Verschmutzte oder defekte Elektroden: Ablagerungen oder Beschädigungen an der Redox-Elektrode können zu falschen Messwerten führen. Regelmäßige Reinigung und Kalibrierung sind hier essenziell.
- Unzureichende Kalibrierung: Die Redox-Sonde muss regelmäßig mit speziellen Kalibrierlösungen überprüft und neu eingestellt werden.
- Art des Desinfektionsmittels: Das Redox-Potenzial reagiert unterschiedlich auf verschiedene Desinfektionsmittel, daher muss der Sollwert entsprechend angepasst werden.

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